Etwas versteckt hinter der ersten Häuserfront der zweiten Etappe am Brüderhof stehen sie zwischen den beiden neuen Spielplätzen: drei türkisfarbige Pavillons mit je zwei Ateliers. «Es ist zwar (noch) ruhig hier, doch die ersten Neugierigen haben bereits versucht, einen Blick ins Innere zu erhaschen», sagt Thomas Zulauf von «Konzentrat» schmunzelnd. Und fügt sogleich an: «Unsere Türen sind immer offen – wir suchen den Austausch mit den Genossenschafterinnen und Genossenschaftern.»

Seit zwölf Jahren arbeitet Zulauf als selbstständiger Grafiker, während sich seine Lebens- und Atelierpartnerin Nadine Colin von «Illustrat» auf Illustrationen spezialisiert. Sie sind glücklich im grosszügigen, hellen Atelier in U-Form inklusive Küche und Sitzplatz. Deshalb sind sie auch oft am Abend oder Wochenende am Brüderhofweg 13a anzutreffen: «Wir lieben unsere Arbeit und wohnen nur fünf Minuten entfernt – das ist Luxus pur.» Colin plant, ab August monatlich einen Zeichnungsanlass für alle, eine offene Skizziergruppe, anzubieten.

Auszeit im Coiffeursalon

Einige Meter weiter hat Jolanda Tomeo von Beauty Tomeo (BHW 5a) direkt neben dem Siedlungslokal eine Wohlfühloase geschaffen. «Meine Kundinnen und Kunden geniessen besonders den Sitzplatz – bei Kaffee oder einem kleinen Apéro draussen sitzen, die Farbe einwirken lassen, einfach herrlich!» Auch sie selbst schätzt die neue Location ihres Coiffeursalons. Seit 24 Jahren selbstständig, mit eigenem Salon an der Anwandstrasse, wünschte sie sich einen Tapetenwechsel.

Tomeo, die mit ihrer Familie in der BGF-Siedlung Riedgraben wohnt, hat sich bei der Besichtigung sofort in die Räumlichkeiten verliebt. Ihr Partner hat ihr daraus einen ästhetischen Salon mit Empfang, Bar und sogar einem kleinen Büro gezaubert. «Das Schönste ist, dass meine ganze Kundschaft mitgekommen ist.» Frauen, Männer, Kinder – alle sind bei Tomeo richtig. Sie freut sich besonders über die flexible Betreuung für Kinder, die einige Schritte nebenan angeboten wird. «So können sich Mamis die verdiente Stunde Auszeit gönnen.»

Flexible Kinderbetreuung

Spielerisch zu und her geht es im Atelier 9b, eben dem Flexi, der flexiblen Kinderbetreuung Brüderhofweg der Stiftung GFZ. Hier wird in einer Spielküche gekocht, eine Rampe rauf und runtergerannt und Kinderbücher werden erzählt oder es wird gemalt – jeweils Dienstag und Donnerstag von 9 bis 17 Uhr. «Dieses Angebot für Zwei- bis Fünfjährige sowie die Nachmittagsbetreuung für Kinder im Kindergartenalter richten sich an Familien, die sich nicht fix in eine Kita einschreiben möchten, decken punktuellen Betreuungsbedarf ab oder sind geeignet für Einzelkinder, die gerne ab und zu Kontakt mit anderen Kindern in einem betreuten Umfeld möchten», sagt Marianne Möri, Verantwortliche für das FlexiAngebot.

GFZ betreibt bereits die «GFZ Kita 6a BGF» an der Anna-Heer-Strasse. Während die zwei Kitagruppen bereits fast voll belegt sind, gibt es im Flexi noch Kapazität. Der Preis ist abhängig von der Dauer, die Eintragung erfolgt online und ist auch spontan noch möglich. Angeboten werden zukünftig auch Veranstaltungen ausserhalb der Betreuungstage wie Lesungen mit Zvieri – dazu sind alle, auch Grosseltern, eingeladen. GFZ möchte das Angebot bedarfsgerecht gemeinsam mit den Familien weiterentwickeln.

Raum für Fotografie und Improvisation

Ebenfalls ein generationenübergreifendes Angebot für die Siedlung offerieren möchte Sava Hlavacek, Fotografin von bildermachen.ch und intermediale Kunsttherapeutin in Ausbildung. «Ich sehe am BHW grosses Potenzial, einen spannenden Mix», sagt sie, die auf Fotografie von Menschen spezialisiert ist. Ihr Atelier am BHW 9a nutzt sie für Fotoshootings – aber nicht nur: Mit ihrer Ausbildung hat sie Lust, «ein neues Feld zur Fotografie und zu anderen Künsten» zu öffnen.

Hlavacek nennt es «Raum für Improvisation», in dem sie nebst dem kunsttherapeutischen Angebot regelmässig Workshops leiten möchte, die verschiedene Kunstrichtungen kombinieren und ineinanderfliessen lassen: «Das kann ein Nachmittag mit Malen, Collagenmachen, Musikimprovisationen, Tanz, Poesie, Installationen oder weiterem schöpferischem Tun sein.»

Fragt man die kreativen Köpfe in den Ateliers nach einem Wunsch, lautet die Antwort immer: Austausch mit der Siedlung, Zusammenleben, Synergien nutzen! Dem sollte mit den gelockerten Pandemiemassnahmen nun nichts mehr im Weg stehen. Auf einen tollen (Atelier)-Sommer.