Dank der neuen Garderobe gibts die Frauenteams

Seit 15 Jahren ist Christoph Röthlisberger beim FC Unterstrass, seit 10 Jahren engagiert er sich im Vereinsvorstand und seit 2 Jahren wohnt er am Brüderhofweg. Aber bewusst nicht in einer Wohnung mit Blick auf die «Steichluppe», wo der FCU seit 1955 trainiert.

25. August 2023

Ein Mieterporträt mit Christoph Röthlisberger für die Baugenossenschaft Frohheim.

Wie sind Sie mit der bisherigen Saisonleistung der ersten Mannschaft zufrieden?

Für unsere Verhältnisse lief es bisher erfreulich. Wir bewegen uns im hinteren Mittelfeld und sind nach der Vorrunde zuversichtlich, die Position halten zu können. Der Verbleib in der 2. Liga Interregional hat für den FC Unterstrass jedoch nicht oberste Priorität: rein von unserer Vereinsgrösse und der Infrastruktur sind wir für diese Liga nicht prädestiniert. Aber natürlich freuen wir uns über die Position, die wir mit einer guten Truppe und guten Trainern erreicht haben.

Was macht ein Co-Präsident eines Regionalfussballvereins so alles?

Vieles (lacht). Ein Regionalclub setzt stark auf Freiwilligenarbeit. Gemäss der Aufteilung bin ich für die sportliche Seite und die Infrastruktur zuständig. Ich koordiniere alle Spielbetriebsaktivitäten und die Suche nach neuen Trainerinnen oder Trainern. Das Wachstum führte beim Vorstand zu mehr operativen Aufgaben. Zum Glück konnten wir die Zahl der Angestellten erhöhen: Waren es vor fünf, sechs Jahren noch zwei Personen, haben wir heute elf Teilzeitstellen für Administration, Platzwartung und Clubhausbetrieb. Auch sind fast 60 Trainer für 23 Teams im Einsatz. So viele Menschen müssen gut zusammengehalten werden, sie brauchen die notwendige Wertschätzung und immer wieder mal Unterstützung.

«Die Steinkluppe ist der mit Abstand am stärksten genutzte Fussballplatz in der Stadt Zürich. Und trotzdem könnten wir vom Andrang her gut doppelt so gross sein.»

Christoph Röthlisberger

Sie sind seit 22 Jahren beim FCU aktiv, nun wohnen Sie und Ihre Frau seit zwei Jahren in unmittelbarer Nähe zum Fussballplatz Ihres Vereins. Wie ist das?

Ich habe immer gesagt, ich wolle keine Wohnung mit direktem Blick auf den Fussballplatz, denn meine Frau und ich hatten verständlicherweise etwas Respekt, dass mein Hobby dann noch mehr Zeit beanspruchen würde. Doch hat der Umzug an den Brüderhofweg meine Arbeit einfacher gemacht. Wenn es irgendwo wirklich klemmt, kann ich schnell mal rüber auf den Platz gehen. Wichtig ist, dass man gut zwischen Fussball und Privatleben trennen kann. Das ist nicht immer einfach, aber ich glaube, dass es bei mir gut funktioniert.

Christoph Röthlisberger während des Interviews.

Bei einem Fussballverein ist das erfolgreichste Team wichtig, aber auch die Nachwuchsförderung. Wie andere Fussballclubs in der Stadt auch, haben Sie einen unbefristeten Aufnahmestopp für Juniorinnen und Junioren wegen voll ausgelasteter Infrastruktur. Was löst das aus im Vereinsvorstand?

Wir haben nur den Sportplatz Steinkluppe. Der ist seit 15 Jahren mit Kunstrasen ausgestattet, was ein fast ganzjähriges Training ermöglicht. Früher, mit einer Naturwiese in einem eher schlechten Zustand, konnten wir meist erst im April mit dem Training anfangen. Auch dank neuem Licht und neuen Garderoben konnten wir die Zahl der Spielerinnen und Spieler in den letzten paar Jahren auf rund 550 verdoppeln. Doch nun sind wir mit 23 Teams am Limit; wir trainieren durchgehend zwischen 17:30 und 22 Uhr in drei Schichten mit jeweils mindestens zwei Teams auf dem Platz, am Wochenende ist häufig zwischen 8 und 20 Uhr Betrieb. Die Steinkluppe ist der mit Abstand am stärksten genutzte Fussballplatz in der Stadt Zürich. Und trotzdem könnten wir vom Andrang her gut doppelt so gross sein. Aber wir haben nur den einen Platz, abgesehen von zwei Schulwiesen, die wir fürs Training der Kleinsten mitbenutzen dürfen. Daher können wir aktuell pro Jahrgang nur 18 Buben und 9 Mädchen aufnehmen. Früher waren es noch weniger.

Auf wessen Kosten gehen die Engpässe? Was bedeuten sie für den Boom bei den Mädchenteams?

Auf Kosten von allen. Wir haben Wartelisten von rund 100 Mädchen und 200 Buben. Natürlich können wir so den Nachholbedarf bei den Mädchen nicht auffangen. Auch ist es ganz schwierig, bei den Probetrainings den Kids im Alter von fünf oder sechs Jahren zu erklären, dass wir keinen Platz haben. Aber uns bleibt keine andere Wahl, denn wir wollen keine Kinder aufnehmen, die wir später nicht in die Teams integrieren können.

Lässt sich gar nichts machen?

Der Raum in Zürich ist begehrt. Etwas Hoffnung besteht: Wir haben im Gemeinderat ein Postulat eingebracht, damit der Sportplatz des Schulhaus Allenmoos mit Flutlicht ausgestattet wird, so dass dieser doppelt genutzt werden könnte. Dies würde uns erlauben, die Mädchen- und Frauenabteilung, die bei uns im Aufbau ist, in vollständiger Grösse zu führen. Das Postulat wurde einstimmig angenommen. Wie es damit weitergeht, wissen wir noch nicht.

 

Fotoimpressionen

Der FC Unterstrass ist mit seiner Infrastruktur wie auch seiner Vergangenheit tief im Quartier verankert. Welche Bedeutung hat diese Verbindung?

In den Kreisen 6 und 7 sind wir mit fast 800 Mitgliedern, wovon 550 Aktive und davon wiederum etwa 350 Jugendliche, der grösste Verein. Damit sind wir für die Integration und für die Gesundheitsförderung ein wichtiger Player. Mit dem Quartier haben wir einen guten und intensiven Austausch, sowohl mit den Quartiervereinen wie auch mit der Politik und der Wirtschaft. Der Sportplatz ist vor allem im Sommer auch ein Begegnungsplatz für die Bevölkerung – nicht nur für die Eltern der Jugendlichen. An einem schönen, warmen Abend kommen locker 100 Leute zu uns. Die Steinkluppe ist in Zürich speziell: Es ist der Sportplatz mit der grössten Zentrumsnähe und für ein Sechstel der Bevölkerung am besten erreichbar. Was auch unsere Überlastung erklärt.

«Die aktuellen Trainingszeiten bis 22 Uhr sind erst seit vier Jahren möglich, aber seither hatten wir keinerlei Probleme.»

Christoph Röthlisberger

Gibt’s keine Konflikte wegen der intensiven Nutzung des Sportplatzes?

Die aktuellen Trainingszeiten bis 22 Uhr sind erst seit vier Jahren möglich, aber seither hatten wir keinerlei Probleme, da muss ich der Bevölkerung ein Kränzchen winden. In den sechs Jahren meines Co-Präsidiums hatte ich nur einmal mit einem Anwohner eine Diskussion. Die Leute, die hierhin ziehen, wissen, dass im Quartier ein Sportplatz besteht. Der FCU konnte die Steinkluppe 1955 errichten. Die neue Lichtanlage trägt übrigens zu weniger Lichtverschmutzung bei als die alte, sie beleuchtet zielgenau das Spielfeld. Nur um den Platz herum haben wir mit einem Littering-Problem zu kämpfen, was aber nicht direkt mit uns zu tun hat.

Die BGF gehört zu den Sponsoren. Wie wichtig sind lokale Sponsoren für den FCU?

Unglaublich wichtig. Wir arbeiten wo immer möglich mit lokalen Sponsoren zusammen, um die Verankerung des Vereins im Quartier zu stärken. Gemäss unserer Überzeugung sind wir für das Quartier da und wollen daher dem lokalen Gewerbe die Möglichkeit bieten, sich präsentieren zu können. Was die BGF betrifft, ist sie eigentlich schon viel mehr ein Partner als ein Sponsor. Bei der Neuüberbauung der Siedlung Brüderhofweg gelangten wir in einem ziemlich späten Planungsstadium an die BGF wegen eines Ausbaus unserer Garderoben, denn auf der Sportanlage selber, welche der Stadt gehört, gab es dafür keinen Platz. Die BGF machte die neuen unterirdischen Garderoben, die heute vom Sportamt gemietet und uns zur Verfügung gestellt werden, auf ihrem Gelände möglich.

«Dank BGF und den neuen Garderoben konnten wir überhaupt eine Mädchen- und eine Frauenabteilung gründen.»

Christoph Röthlisberger

Welchen Stellenwert haben die Garderoben für den FC Unterstrass?

Dank den Garderoben konnten wir überhaupt eine Mädchen- und eine Frauenabteilung gründen, im alten Garderobengebäude wäre eine Geschlechtertrennung nicht realisierbar gewesen. Übrigens wohnen 30 von unseren Aktiven in den Siedlungen der BGF. Und wenn man die Familien der Mitglieder dazu nimmt, haben wahrscheinlich 100 bis 150 Bewohnerinnen und Bewohner der BGF einen direkten Bezug zum FC Unterstrass.

Vor Ihrem Wechsel im Frühjahr zum Schweizerischen Alpen-Club (SAC) haben Sie bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich gearbeitet: Können Fussballclubs, für die beleuchtete Plätze immer wichtiger werden, Energie sparen?

Das haben wir im Rahmen der Energieverknappung tatsächlich diskutiert. Wir sind restriktiver geworden bei den Gelegenheiten, für die wir das Flutlicht einschalten – das verwenden wir nur noch für unsere sportlichen Aktivitäten. Sonst wird es aber schwierig, denn mit der LED-Beleuchtung haben wir bereits optimiert und die Wärme beziehen wir aus dem Fernwärmenetz. Allenfalls können wir die Mitglieder noch anspornen, nicht zu lang zu duschen.

Wagen Sie eine Beurteilung der Energieeffizienz der Liegenschaften der BGF?

Ich kann primär die Siedlungen am Brüderhofweg beurteilen und die schneiden bezüglich Energieeffizienz sehr gut ab. Die Neubauten sind sehr gut isoliert, an der Fernwärme angeschlossen und mit Photovoltaik ausgestattet. Nur im E-Mobilitätsbereich hätte eventuell etwas vorausschauender geplant werden können, doch die Garagenplätze lassen sich auch im Nachhinein noch vermehrt mit Ladestationen ausstatten. Meiner Ansicht nach sollte in Neubauten jeder Parkplatz Zugang zu einer Ladestation haben.

Der FCU hat 23 Teams – wie viel Zeit haben Sie, um die Leistung der einzelnen Teams zu verfolgen?

Ich schau mir natürlich die Resultate an. Selber spiele ich im Team Senioren 40+, da bekomm ich im Seniorenbereich bereits viel mit. Und ja, wie in jeder Führungsposition, hört man halt etwas häufiger, was nicht funktioniert – das ist Teil des Geschäfts. Daher, und weil nicht mehr alle Resultate publiziert werden, versuche ich, jedes Wochenende mal in den Spielbetrieb reinzuschauen und mit Trainerinnen und Trainern zu reden. Ein Fussballverein ist People-Business, bei dem es gegenseitiges Interesse und Wertschätzung braucht.

Christoph Röthlisberger