Mieterinnen und Mieter erzählen
Wie lebt es sich in der Baugenossenschaft Frohheim? Anlässlich des 80. Geburtstages der BGF hat die Huuszytig drei Mieterinnen und Mieter aus verschiedenen Generationen und Siedlungen zu einem Gespräch getroffen. Eine Unterhaltung über einen verlorenen Ehering, Nächstenliebe und das Zusammenleben.
Margrit Bürge, Martin Schär und Gertrud Bodenmann (v.l.n.r.) beim Interview.
Gertrud Bodenmann, Sie leben seit sage und schreibe 55 Jahren im Suteracher. Wie kam das?
Ja, ich bin noch die einzige Erstmieterin in unserem Haus mit 44 Wohnungen. Ich wohne im siebten Stock, sozusagen im siebten Himmel. Ich sehe nämlich von meinem Balkon direkt zum Bauernhof, auf dem eine meiner Töchter geheiratet hat. Das hätte ich niemals gedacht! Als ich früher mit meinen Mädchen im Wald grillen gegangen und an diesem Bauernhof vorbeispaziert bin, habe ich dort nie Kinder gesehen. So kann man sich täuschen. (lacht) Für mich ist die BGF die beste Genossenschaft – gut und günstig.
Durch mein Ämtli als Zuständige für den Waschsalon habe ich alle kennengelernt und viele Geschichten erlebt.
Gertrud Bodenmann
Margrit Bürge, wie kommt es, dass Sie bereits seit 54 Jahren dem Brüderhofweg treu sind?
Margrit Bürge: Wir sind als junge Familie mit unserer viermonatigen Tochter eingezogen. Damals lebten hier viele ältere Leute. Unsere Tochter hatte also plötzlich viele Grosis, die sich gefreut haben. (lächelt) Durch mein Ämtli als Zuständige für den Waschsalon habe ich alle kennengelernt und viele Geschichten erlebt.
Martin Schär: Jetzt machen Sie uns aber neugierig…
Bürge: (lacht) Das geht von Windeln, die mitsamt Inhalt in der Waschmaschine gelandet sind, bis zum vermissten Ehering einer verstorbenen Mieterin. Diesen habe ich tatsächlich unter der Heizschlange mit einem Stäbli rausstochern können. Er war stecken geblieben. Wie haben sich die Nachkommen über diesen Fund gefreut! In besonderer Erinnerung bleiben vielen meine spontanen Ideen. Zum Beispiel aus den Früchten der Apfelbäume vor dem Waschsalon Konfi, Mus oder Saft zu machen. Der Erlös ging ins Siedlungskässeli.
Bodenmann: Stimmt, früher ist man sich im Waschsalon begegnet. Heute muss ich für mich allein nicht mehr oft waschen. Dadurch kenne ich auch die Leute weniger. Ich schätze meine Wohnung mit den grossen Zimmern, neuer Küche und Bad sowie dem Balkon, welcher bis zum Sonnenuntergang sonnig ist. Der Suteracher ist einmalig – ich kann mir nicht vorstellen, an einem anderen Ort zu wohnen.
Der Suteracher ist einmalig – ich kann mir nicht vorstellen, an einem anderen Ort zu wohnen.
Gertrud Bodenmann
Martin Schär, wie ist es bei Ihnen in Richterswil?
Wir sind eine kleine Siedlung mit vier Häusern. Wir haben einen super Zusammenhalt und ein Riesenglück, dass in den beiden Etagen über uns sehr gute Freunde von uns wohnen. Wir machen Spielabende, die Kinder treffen sich auf der Strasse und einmal pro Jahr brauen wir an einem Tag unser eigenes Bier. Wir haben zwar kein Siedlungslokal, aber an der Fussball-WM etwa stellen wir ein Zelt auf und schauen zusammen die Spiele. Das generationenverbindende Zusammenleben funktioniert super. Ein harter Kern ist immer dabei, andere stossen gelegentlich dazu. Wenn jemand um Hilfe bittet, unterstützen wir uns gegenseitig gerne. Während Corona hatten wir einen Chat, um uns gegenseitig zu helfen.
Wenn jemand um Hilfe bittet, unterstützen wir uns gegenseitig gerne.
Martin Schär
Wie fühlt sich das Zusammenleben für Sie in grösseren Siedlungen an, Frau Bürge und Frau Bodenmann?
Bürge: Ich wohne in den Alterswohnungen am Brüderhofweg. Seit dem Neubau ist es wieder belebter. Ich schätze das monatliche 60+ Mittagessen sehr.
Bodenmann: Früher habe ich an vielen Anlässen teilgenommen. Heute nutze ich die Angebote nicht mehr. Ich kenne auch nicht mehr viele Leute im Suteracher. Der Mietermix hat sich sehr verändert. Wobei: Ich habe im Welschen einen Wohnwagen und bin auch oft dort.
Bürge: Es liegt nun an mir, das Angebot oder die Hilfe von anderen anzunehmen. Ich war zwölf Jahre in der Siedlungskommission aktiv. Danach habe ich mich um fünf pflegebedürftige Nachbarinnen und Nachbarn in unserem Haus gekümmert. Diese Nachbarschaftshilfe umfasste Zmittagkochen, Waschen oder Betreuung bei Demenz. Ich habe aus purer Nächstenliebe geholfen. Das kommt nun auf mich zurück. Ich wurde letztes Jahr nach meiner Hüftoperation unterstützt. Dass ich in dieser tollen Wohnung bleiben konnte, dafür bin ich wirklich dankbar.
Was wünschen Sie der Frohheim zum Geburtstag?
Bürge: Dass weiterhin alles so gut läuft. Die BGF kümmert sich um unsere Anliegen.
Bodenmann: Die Frohheim ist die beste Genossenschaft der Stadt Zürich. Ich bin mit allem wunschlos zufrieden und glücklich.
Schär: Weiterhin erfolgreiche Bauprojekte und zufriedene Mieterinnen und Mieter.
Unsere Interviewpartner
Margrit Bürge (81): wohnt seit 54 Jahren an der Anna-Heer-Strasse am Brüderhofweg.
Martin Schär (40): lebt mit seiner Familie seit acht Jahren in Richterswil.
Gertrud Bodenmann (79): lebt seit 55 Jahren im Suteracher.