Mit einer Prise Leidenschaft

Wenn es an einem Montagnachmittag im Siedlungslokal Riedgraben herrlich nach geschmortem Rindsbraten, Rüebli-Ingwer-Suppe und Tarte Tatin riecht, dann sind Brigitte Brasser und ihre 60+ Kochgruppe am Werk. Wir haben einen Blick in die Kochtöpfe geworfen.

5. April 2022

Ursina Lüthi und Theres Kunz sitzen vor einer Kiste mit Karotten. 1.2 Kilogramm gilt es für die Rüebli-Ingwer-Suppe zu schälen, abzuwägen und dann in kleine Stücke zu schneiden. «1.2 Kilogramm in gerüstetem Zustand», erinnert Brigitte Brasser, die das Menü grammgenau geplant hat. «Bei mir funktioniert alles nach Rezept – wenn jemand aber eine Speise etwas anders gestalten möchte, ist das für mich kein Problem, es können ja alle kochen», lacht sie und fügt an: «Ich persönlich brauche Rezepte, die ich aber auch oft verändere.»

Fünfgänger macht Hunger

Seit 14 Uhr ist die 5er-Gruppe im Siedlungslokal Riedgraben fleissig bei der Arbeit. Geplant ist ein Fünfgänger inklusive Amuse-Bouche: «Es erwartet uns ein Mix aus roh, gekocht, kalt und warm», sagt Brasser, die seit 2018 den regelmässig stattfindenden 60+ Kochkurs unter dem treffenden Motto «Mit einer Prise Leidenschaft» plant, organisiert und durchführt. Inspiration findet die Organisatorin und passionierte Hobbyköchin in Kochbüchern. «Ich habe extra nur eine Suppe zum Zmittag gegessen», sagt Francisco Lumbiarres, während er für die Randencarpaccio die zweifarbigen Chioggia-Randen in hauchdünne Scheiben hobelt. «Diese Sorte habe ich bisher nicht gekannt, spannend!», sagt er, der zum festen Kern der 60+ Kochgruppe Riedgraben gehört. Er wertschätzt die grosse Arbeit von Brigitte Brasser: «Ohne Brigitte würde das hier gar nicht stattfinden, sie ist die gute Seele und Drahtzieherin dieses 60+ Kochens.» Die anderen nicken.

 

Perfekter Arbeits- und Zeitplan

Damit bis zum Eintreffen der Gäste um 18 Uhr auch alles soweit fertig ist, hilft der genaue Arbeits- und Zeitplan. Der Rindsbraten, der über Stunden in einer Flüssigkeit aus Tomaten, Zwiebeln und Peperoni schmoren soll, ist bereits im Ofen. «Wer möchte die Suppe übernehmen? Monica, magst du dies tun?» Monica Abegg nickt – beim Lesen des Rezepts staunt sie über die vielen Orangen. «Diese würde ich privat weglassen – wenn Brigitte es aber so möchte, mache ich es so.» Ist ein Arbeitsschritt erledigt, wird er abgehakt: «Das Abhaken ist das Wichtigste», lacht Francisco Lumbiarres. Die Stimmung ist konzentriert und dennoch hat man Zeit für ein Schwätzchen. «Wir sind ein eingespieltes Team!»

Neue Inspiration für Zuhause

Die Teilnehmenden sind hier, um gemeinsam etwas zu erleben und gleichzeitig neue Inspirationen zu erhalten. «Unsere Freundschaft und das um sich kümmern geht weit über das Kochen hinaus.» Während Theres Kunz die Äpfel für den Tarte Tatin rüstet, erzählt sie, wie sie früher auf Feuer und nur mit drei Töpfen gekocht hatte. Ursina Lüthi muss beim Ausstechen von glutenfreien Crackers schmunzeln: «Wer hätte gedacht, dass ich im Alter mal Zeit für sowas habe?»

 

Die verdiente Pause

In der Küche kocht bereits die Suppe, als weitere Mitglieder der 60+ Seniorengruppe Riedgraben eintreffen. Wie jeden zweiten Montag treffen sie sich zwischen 15 und 17 Uhr zu einem Glas Wein und Gesprächen. Heute müssen alle mit anpacken. Die Tische für die 19 Gäste, darunter die BGF-Geschäftsstelle vertreten durch Daniel Angst, Fabienne Summermatter, Isabella Vogt und Nóra Turay, müssen gestellt werden. Denn die Zeit vergeht wie im Flug. Es wird abgeschmeckt, über die richtige Konsistenz und Würze der Suppe diskutiert, das Platzproblem im Ofen erörtert – bevor es kurz heisst: Beine hochlagern.

 

«Wunderbar!»

Kurz vor 18 Uhr hat die 60+ Kochgruppe die Kochschürze gegen eine schicke Abendgarderobe getauscht. Strahlend servieren sie den Gästen ihren Fünfgänger. «Wunderbar!», klingt es an allen Tischen. Nur die Suppenköchin verzichtet auf ihre Suppe: «Ich habe schon genug davon degustiert», schmunzelt sie. «Schliesslich soll der Tarte Tatin mit Vanilleglace und Zimtrahm später auch noch Platz im Bauch haben.»