Seit 20 Jahren mit Herzblut dabei
Dieses Jahr feiert nicht nur die BGF einen runden Geburtstag, sondern auch Präsident Roger Gisler. Seit 20 Jahren ist er Vorstandsmitglied und seit 16 Jahren Präsident. Im Interview spricht er über seinen Werdegang, die Aufregung vor der GV und die Zukunft der BGF.
Roger Gisler bei der Grundsteinlegung im Brüderhofweg (2017).
Wie hat sich die BGF in den letzten 20 Jahren verändert?
Wenn wir die Zahlen betrachten, sind es heute fast doppelt so viele Wohnungen. Der Bestand ist von 794 Wohnungen im Jahr 2007 auf aktuell 1264 gestiegen. Davon gehören 1094 der Frohheim und 170 unserer Tochtergesellschaft SE Portfolio 1 AG. Die BGF ist moderner geworden, veraltete Immobilien werden laufend ersetzt. Wichtiger als Zahlen ist aber, dass wir so viele Menschen mit modernen und dennoch bezahlbaren Wohnungen glücklich machen konnten und können. Nur schon am Brüderhofweg sind es gegen 700 Erwachsene und Kinder. Dabei war für uns entscheidend, dass alle von einem Ersatzneubau Betroffenen einen neuen Platz gefunden haben; genossenschaftsintern oder -extern.
Wie sind Sie eigentlich zur BGF gestossen?
Ich bin ein sogenanntes Mieterkind des Suterachers. Ein damaliger Fussballfreund wollte sein Amt als Siedlungsobmann des Suterachers abgeben. Sowohl er als auch mein Vater meinten, das wäre ein toller Nebenjob für mich. So habe ich mich nach einiger Überzeugungsarbeit der beiden beworben. Nach zwei oder drei Jahren im Vorstand wurde ein Nachfolger für den zurücktretenden Präsidenten Ruedi Indergand gesucht. Das damalige Gremium überzeugte mich, mich 2007 zur Wahl zu stellen. Dies, obwohl die Kinder damals noch klein waren.
«Ich habe Roger Gisler als loyale, emphatische, fröhliche Person kennengelernt. Er ist aber auch der Kumpel, mit dem man Pferde stehlen kann.»
Ursula Haller, ehemalige Siko-Delegierte BGF
Wie fühlten Sie sich als junger, frisch gewählter Präsident?
(Schmunzelt) Ganz ehrlich: Die ersten zwei, drei GVs habe ich buchstäblich Blut und Wasser geschwitzt. Mein Hemd war pflotschnass vor Aufregung. Ich war es mir nicht gewohnt, vor so vielen Menschen zu sprechen, und musste mich die ersten Jahre für die GV richtig überwinden. Ich habe zum Teil richtiggehend gestottert. Das ist heute wie weggeblasen.
Worauf sind Sie besonders stolz?
Dass das «Gesamtpaket BGF» top funktioniert. Obwohl wir Hunderte Millionen Franken in Ersatzneubauten und Zukäufe investiert haben, stehen wir finanziell extrem gut da. Die Mietzinseinnahmen haben sich verdoppelt und verdreifacht. Der Vorstand hat immer gut funktioniert. Alle ziehen am gleichen Strick: der Vorstand, die Geschäftsstelle unter der Führung von Geschäftsleiter Daniel Angst und das gesamte BGF-Team. Ich bin stolz auf die Ersatzneubauten, aber auch darauf, dass wir zu guten Marktpreisen weitere Zukäufe tätigen konnten.
Verdankt das die BGF ihrem guten Ruf?
Das ist so. Wir hören sehr oft den Satz: «An die Frohheim verkaufen wir gerne!» Wir sind seit eh und je finanziell stabil und entziehen mit unseren Zukäufen Immobilien der Spekulation. Dabei kommen uns meine Beziehungen in der Immobilienbranche zugute. Viele der Zukäufe sind über meinen Tisch gegangen. Uns wurden viele Immobilien angeboten und wir konnten die Rosinen herauspicken. Damit schützen wir auch die Mieterinnen und Mieter, die bei einem Verkauf in ihren Wohnungen bleiben können.
«Ich erinnere mich an die Grundsteinlegung im Brüderhofweg, als Roger vor versammelter Gesellschaft mit dem Bagger ein Loch für die Dokumentenbox graben musste. Der Respekt vor dieser Aufgabe stand ihm ins Gesicht geschrieben. Er hat sie souverän gemeistert, deswegen aber nicht gleich den Beruf gewechselt. (lacht)»
Jànos Morach, Finanzdelegierter BGF
Und welches war der schlimmste Schreckensmoment?
Die Pandemie. Sie hatte einschneidende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft und damit auch auf unser Tagesgeschäft. Zum Glück hatte die BGF bereits viele Prozesse der Verwaltung und Hauswartung digitalisiert. Eine BGF-Taskforce war schnell mobilisiert. Dank der gegenseitigen Fürsorge und umsichtigen Arbeitsweise hat die BGF die Herausforderungen sehr gut gemeistert. Vielen Dank an dieser Stelle meinen Vorstandskolleginnen und -kollegen und dem gesamten BGF-Personal.
Was motiviert Sie, als BGF-Präsident weiterzumachen?
Die zwei, drei letzten grösseren Pendenzen, die wir noch haben, will ich erledigen. Dazu gehören die Förderung des Kulturnetzes sowie das Überdenken der Organisation der Freiwilligenarbeit und der doch etwas zu starren Form der Siko. Aktuell läuft das Brainstorming.
Was möchten Sie mit der BGF noch erreichen?
Die erreichte Stabilität erhalten. In den nächsten zehn Jahren liegt der Fokus auf der Bewirtschaftung. Diese Phase werden wir mit unserem gut eingespielten Team und dem neuen Vorstand sicherlich gut meistern. Und: Ich möchte, dass der Gemeinschaftsgedanke gefördert wird. Also dass unsere Mieterinnen und Mieter nicht nur am Esstisch darüber nachdenken, etwas in der Siedlung zu machen, sondern es auch wirklich tun. Andrej Lehmann, unsere Fachperson Soziokultur, ist dafür der richtige Ansprechpartner.