Wie wird Freiwilligenarbeit bei der BGF attraktiver?
Die BGF will die Freiwilligenarbeit stärken. Mehr Genossenschafterinnen und Genossenschafter sollen für gemeinsame Ideen und Aktivitäten in den Siedlungen gewonnen werden. Doch in welcher Form? Wir haben mit Aktiven gesprochen.
Für die einen Genossenschafterinnen und Genossenschafter bedeutet es Wertschätzung, in ein offizielles Gremium wie die Siedlungskommission gewählt zu werden. Für andere ist eine Wahl zu verpflichtend. «Wir evaluieren momentan im Rahmen der Vertrauensleuteversammlung (VLV) die Bedürfnisse unserer Freiwilligen», sagt Andrej Lehmann, Fachperson Soziokultur der BGF. Er hat den Projektlead zur Steigerung der Attraktivität der Freiwilligenarbeit.
«Freiwilligenarbeit ist wichtig für das Siedlungsleben – ich wünsche mir mehr Inputs und Präsenz von anderen Genossenschafterinnen und Genossenschaftern.»
Doris Mey
Ein «To-do» aus dem Mietergespräch
Brigitte Brasser (67) engagiert sich seit Jahren ausserhalb der Siko. Sie leitet die Kochgruppe 60+ im Riedgraben (siehe Huuszytig 1/2022), ihr Partner Peter Trauffer ist Siko-Mitglied. «Wir haben es als To-do aufgefasst, nach unserem Einzug etwas für das Zusammenleben zu tun.» Eine Wahl in die Siko kam für sie, damals noch berufstätig, nicht in Frage. «Es war mir zu viel Verpflichtung.» Sie hat sich auf die Gruppe 60+ fokussiert. «Es ist schon einiges an Aufwand, aber man erhält viel zurück.» Damit meint sie die Anteilnahme untereinander und die Wertschätzung in der Siedlung, aber auch seitens der Verwaltung. Allgemein findet Brasser die Hürde für Leute mit Ideen zu hoch. «Viele wissen nicht genau, wie sie an die Siko rankommen, mir fehlt zudem das Generationenübergreifende in unserer Siedlung, für das ja eigentlich die Siko zuständig wäre.» Potenzial für eine Verbesserung diesbezüglich sieht sie in der myBGF-App: «Ich bin gespannt darauf.»
Wie weckt man Aufmerksamkeit?
Kaspar Pflugshaupt (52) fühlt sich in der Siko Brüderhofweg seit mehr als zehn Jahren wohl. «Ich habe dieses Amt zwar nicht aktiv gesucht, aber als ich angefragt wurde, hat es für mich Sinn ergeben.» Als eher introvertierter Typ fordere ihn sein Engagement heraus. «Es tut mir aber gut, wenn ich etwas für die Gemeinschaft mache.» Den Brüderhofweg sieht er seit dem Neubau in der «Phase des Ausprobierens», viele Neue seien dazugestossen. Das Schwierigste sei, deren Aufmerksamkeit zu wecken. Darum erhofft er sich einiges von der myBGFApp. Für die Zukunft könnte er sich die Siko als Kern mit einem erweiterten Kreis von Freiwilligen vorstellen.
«Wir haben es als To-do aufgefasst, nach unserem Einzug etwas für das Zusammenleben zu tun.»
Brigitte Brasser
Freiwillige ausserhalb der Siko gefragt
Doris Mey (45) lebt mit ihrer Familie seit zwölf Jahren in der Siedlung Affoltern, hat sich aber erst kürzlich für die Siko zur Verfügung gestellt. «Unsere Kinder sind jetzt grösser, so kann ich diese Verpflichtung eingehen.» Für eine junge Familie sei ein Engagement in der Siko kaum mit Alltag und Berufsleben zu vereinbaren. Sie tut sich mit dem Begriff «gewählt» etwas schwer. Aber es brauche wohl ein Organ wie die Siko, das die Fäden in der Hand halte. Genauso wichtig seien die Freiwilligen ausserhalb der Siko: «Leute, die für einen Anlass einkaufen gehen, aufbauen, am Getränkestand stehen oder aufräumen.» Die zweifache Mutter vermutet, dass nicht allen Mieterinnen und Mietern bewusst ist, dass eine Genossenschaft eine Gemeinschaft ist. «Freiwilligenarbeit ist wichtig für das Siedlungsleben – ich wünsche mir mehr Inputs und Präsenz von anderen Genossenschafterinnen und Genossenschaftern.»